Unsere Mission geht auch in 2023 weiter
Herr Schmidt, seit 2008 führen Sie den ASB Regionalverband Nürnberger Land mit ruhiger Hand und großem sozialem Verantwortungsgefühl. Im Mai 2022 hat ihre vierte Amtszeit als ehrenamtlicher Vorstand begonnen. Wo sehen Sie in den nächsten Jahren die dringendsten Aufgaben?
Der ASB Nürnberger Land steht finanziell solide da, wir haben immer gut gewirtschaftet, das zahlt sich jetzt aus. Doch es wird großer Anstrengungen bedürfen, diese solide Situation angesichts der stark steigenden Preise für Energie und der hohen Inflation in den nächsten Jahren zu erhalten. Diese Kosten belasten unsere Geschäftsbereiche und werden bei den Entgelten für unsere Arbeit leider in keiner Weise refinanziert. Als Sozialverband geben wir Preissteigerungen auch nur dann an die Kunden weiter, wenn es gar nicht anders geht. Es bleibt uns also nichts Anderes übrig, als zu überlegen, wie wir unsere schon sehr optimierten Prozesse noch effizienter machen können.
Woran wir sicher nicht sparen werden, sind unsere Mitarbeitenden. Sie sind das Herzstück unserer Organisation und unserer sozialen Arbeit. Ich freue mich außerordentlich, dass es uns gelungen ist, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen für alle Mitarbeitenden eine Tariferhöhung zu ermöglichen. Das ist ein Dankeschön an Diejenigen, die jeden Tag in unseren Kitas, in den Mahlzeitendiensten, im Rettungsdienst, im Hausnotruf, im Bildungswerk und in den Fahrdiensten ganz hervorragende Arbeit leisten.
Der Fachbereich Kinder und Jugend hat sich seit 2011 zu einem zentralen Bereich der sozialen Arbeit des ASB Nürnberger Land entwickelt. Wird die Expansion weitergehen?
Der Ausbau war ja kein Selbstzweck. Wir haben mit dem Bau unserer Kinderhäuser, Krippen und Horte im Landkreis auf den dringenden Bedarf der Familien und Kommunen reagiert. Bayern hinkte bis vor wenigen Jahren bei der Kinderbetreuung stark hinterher. Betreuungsplätze insbesondere für unter Dreijährige waren so gut wie nicht vorhanden. Ich bin überzeugt, dass unsere mittlerweile 21 Einrichtungen auch den Wirtschaftsstandort Nürnberger Land stärken. Denn Arbeitskräfte kommen heute nur noch dann, wenn sie auch eine entsprechende Infrastruktur für die Kinderbetreuung vorfinden. Aktuell ist die Betreuungssituation im Nürnberger Land gut. Wir werden deshalb nicht mehr groß wachsen, sondern uns darauf konzentrieren, unsere vorhandenen Einrichtungen für die Zukunft fit zu machen. Sicher wird noch die ein oder andere Trägerschaft hinzukommen, aber nicht mehr in dem Tempo und Ausmaß, wie in den letzten Jahren.
Bis zum Herbst hatte die Pandemie unser Land fest im Griff. Der ASB Nürnberger Land war seit Beginn im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus stark engagiert. Dann kamen im Frühjahr die ersten Geflüchteten aus der Ukraine. Auch hier hat der Verband wieder viele Kräfte mobilisiert. Sind Sie froh, dass dieses herausfordernde Jahr vorüber ist?
Vor allem bin ich froh, dass die Pandemie nun in eine Endemie überzugehen scheint und damit das Leben für alle Menschen wieder deutlich normaler läuft. Ende Oktober hatten wir noch den Booster-Bus von Radio Energy zu Gast am ASB-Haus am Laufer Südring, bis Ende des Jahres werden unsere Impfmobile im Landkreis noch im Einsatz sein, dann ist Schluss. Ich denke, es ist richtig, nun in die Phase der Selbstverantwortung überzugehen. Das ist möglich, weil viele Menschen den Ratschlägen der Experten gefolgt sind und sich impfen ließen.
Ihre vierte Amtszeit geht bis 2026, dann wollen Sie die Verantwortung in jüngere Hände übergeben. Welche Themen liegen Ihnen in den nächsten dreieinhalb Jahren noch sehr am Herzen?
Im Vorstand des ASB haben wir uns in den vergangenen Jahren deutlich verjüngt und ich bin sicher, es wird auch nach mir gut weitergehen beim ASB. Schon heute bekomme ich von den jüngeren Kolleginnen und Kollegen ganz viele Impulse und Ideen. Sie haben auf manche Entwicklungen einen anderen Blick als ich, insofern ist der Austausch sehr wichtig. Ein großes Thema ist natürlich der Klimawandel. Es muss gehandelt werden. Doch die Ökologie muss einhergehen mit sozialer Verantwortung auch für die Menschen bei uns, denen es nicht so gut geht und die man nicht einfach zusätzlich finanziell belasten kann.
Der ASB Nürnberger Land wird seine Anstrengungen in Sachen nachhaltiges Handeln und Wirtschaften noch einmal deutlich verstärken. Wir testen derzeit E-Mobilität für unsere Fahrdienste, beschäftigen bereits eine progressive Nachhaltigkeitsmanagerin und planen unser Engagement um einen Energiemanager zu erweitern. Wo immer möglich, versuchen wir Güter und Dienstleistungen regional zu beziehen. Wir ermuntern alle Mitarbeitenden zur Mitsprache und ermöglichen, wo es geht, Homeoffice und hybrides Arbeiten. Durch die Reorganisation des Bereiches Personal hin zu HR-Partnership haben wir einen enormen qualitativen und kulturellen Sprung gemacht. Unser Verständnis von Gesellschaft, Mensch, Umwelt und Partizipation wird heute aus der Organisation heraus geprägt. Das sind alles kleine Bausteine, aber in der Summe fallen sie hoffentlich positiv ins Gewicht. Ich bin stolz auf unseren ASB und alle, die unsere soziale Mission teilen.
Herr Schmidt, vielen Dank für das Gespräch!