Life Kinetik - Gedächtnistrainings für Hortschüler*innen

Seit 2018 wird im Hort Freiraum in Hersbruck Life Kinetik geübt. Die Gedächtnistrainings unterstützen Schülerinnen und Schüler beim Lernen. Mittlerweile gibt es schon die erste Fortgeschrittenengruppe - denn die Übungen machen richtig Spaß.
In der Turnhalle des Kinderkompetenzzentrums hat Pädagogin Kathrin Amann Hütchen verteilt, in der Mitte stehen Kisten mit Bällen, Tüchern und Zetteln, auf denen Zahlen und Figuren zu sehen sind. Frieda, Julia und Angelina haben sich niedergekniet und wühlen nach Materialien. Normalerweise sind sie zu sechst, doch diese Woche sind drei der Kinder krank. So haben die drei Mädchen und die Life-Kinetik Trainerin die Turnhalle für sich allein und können umso intensiver üben.
Zuerst geht es um Koordination. Julia zeigt, wie sie in einer bestimmten Schrittfolge an einer Linie entlang springen kann. Mittlerweile kann sie währenddessen auch ihren Namen buchstabieren – und zwar rückwärts. Ohne aus dem Takt zu kommen, hüpft die 10-Jährige über die Linie und ruft dabei laut die Buchstaben. „Erst kommt die Bewegung, wenn diese sitzt, sattelt man die kognitive Ebene noch drauf“, erläutert Kathrin Amann das Prinzip. Julia ist darin mittlerweile so gut, dass sie beides mühelos miteinander verbindet. „Genau darum geht es“, sagt Amann, „das Gehirn soll die verschiedene Areale von selbst vernetzen“.
Auch Frieda und Angelina haben längst ihre Lieblingsübung: Mit verbundenen Augen führen sie sich gegenseitig durch die Halle, nur gelenkt durch Impulse wie ein leichtes Klopfen auf den Rücken. Das trainiert nicht nur Gleichgewicht und räumliche Wahrnehmung, sondern schafft auch Vertrauen zwischen den Kindern. „Es macht total Spaß“, sind sich die Mädchen einig.
Nach eineinhalb Jahren Life-Kinetik im Hortalltag – in Hersbruck wird an zwei Nachmittagen mit zwei Gruppen geübt – ist Kathrin Amann überzeugt, dass die Trainings die Konzentrationsfähigkeit verbessern. „Man sieht bei den Kindern, dass sie sich weiterentwickeln. Wenn sie eine Übung ein paar Mal gemacht haben und können, brauchen sie wieder neue Anregungen“.
Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der Neurowissenschaftlerin Carla Schmidt aus Reichenschwand. Die Masterabsolventin erforscht derzeit in Oxford, wie die Prozesse zwischen Bewegung und Hirnaktivität zusammenhängen. Sie hat jetzt nachgewiesen, dass Bewegung und die Aktivierung bestimmter Hirnareale die Aktivität von Nervenzellen im Hippocampus erhöht. Der Hippocampus ist das wichtigste Gehirnareal für die Überführung von Inhalten aus dem Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis. Noch in diesem Jahr möchte Schmidt mit spielerischen Tests herausfinden, wie gut das mittlerweile bei den Hersbrucker Kindern klappt. Danach ist geplant, dass Life-Kinetik-Projekt in allen ASB-Einrichtungen zu übernehmen.